Das Schapschal-Karäermuseum

Karaimų Str. 22, Trakai
GPS: 54.647177, 24.93314


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Hier befindet sich die einzige Ausstellung zum Wissen über die Kultur und Geschichte der Nation, die vor 600 Jahren nach Europa und nach Litauen von der Krim kam. Diese ethnografische Ausstellung der Karäer wurde 1967 errichtet. Die Ausstellung stellt die Geschichte, das Leben und die Bräuche der Karäer vor.

Die Gründung des Museums ist mit dem Namen Haddschi Seraja Chan Shapshal verbunden. Er war ein berühmter Gelehrter und Sammler, der in der Wende des 19. und 20. Jahrhunderts lebte, sich für die Kultur der östlichen Völker – insbesondere der Karäer – interessierte und eine bekannte Persönlichkeit in der karäischen Gemeinde darstellte. Auf dem Karäer-Kongress in Trakai 1927 wurde er zum Führer der Gemeinde gewählt und erhielt Hachan – den Titel des höchsten karäischen Geistlichen. Nachdem er zum Hachan gewählt wurde, begann S. Shapshal, Exponaten der religiösen und materiellen Kultur der Karäer und der ihnen nahestehenden Völker zu sammeln, mit der Absicht, ein Museum zu errichten.

Im Laufe der Zeit wurde der Traum wahr und 1938 stellte die polnische Regierung 33.000,00 Zloty für den Bau eines karäischen Museums in Trakai zur Verfügung. Unter der Leitung des Architekten J. Borovskis wurde mit dem Bau des Museums begonnen, an dem die Karäer selbst aktiv teilnahmen. Am 6. Juli 1938 fanden Feiern zur Grundsteinlegung statt, an denen Vertreter der Regierung und der Gemeinden aus Vilnius und Trakai teilnahmen. Der Zweite Weltkrieg, der 1939 begann, stoppte jedoch die Bauarbeiten und die gesamte Sammlung verblieb in der Wohnung von S. Shapshal in Vilnius. Auf diese Art arbeitete das Museum der Karäer bis Anfang 1951.

Im selben Jahr wurde dieser Museumstyp abgeschafft und alle Exponate an die Litauische Akademie der Wissenschaften und das Litauische Nationalmuseum übergeben. Der alte Traum sollte jedoch wahr werden, und 1967 wurde die erste ethnographische Ausstellung der Karäer im Historischen Museum Trakai eröffnet, die auf der von S. Shaphsal zusammengestellten Sammlung beruhte. Und 2011 wurde anlässlich des 50. Todestages von S. Shapshal ein Museum nach ihm benannt.

Ausstellungen

Die Ausstellung des Museums besteht aus mehr als 300 Exponaten, die durch ihre Einzigartigkeit faszinieren und ein hautnahes Kennenlernen der karäischen Kultur ermöglichen – vom ägyptischen karäischen Ehevertrag bis zur Sammlung orientalischer Waffen. Die Geschichte, Lebensweise und Bräuche der Karäer spiegeln sich in Kunsthandwerk, Kleidung, Accessoires und Fotografien wider. Die darin verewigten Karäer tragen Nationaltrachten.

Besucher werden sicherlich daran interessiert sein, mehr über die Traditionen und das Leben der Karäer zu erfahren. Darunter gibt es Dinge zu entdecken, wie Damaskus-Pfeifen, einem Räucherset (Kaljan), Nationalgerichte (Tava), einer Kaffeemaschine, Beispielen für karäische Nationalornamente, denn die Karäer von Damaskus waren gute Handwerker und stellten kunstvolle Kupferprodukte her.

Hier kann man auch einen zierlichen Kronleuchter bewundern, der zuvor die karäische Kenesa von Damaskus schmückte und der 1832 in die Hände der Melchiten (arabische Katholiken) überging. Damit leider kam das Ende der karäischen Gemeinde.

Das Volk der Karäer kann man auch mit den im Museum gefundenen Haushaltsgegenständen und Geräten kennenlernen. Man kann erfahren, dass das Haus der Karäer aus vier Teilen bestand: einem Vorraum, einer Küche und einer weiblichen und einer männlichen Seite. Die Häuser wurden mit einem mobilen Kupferofen (Mangal) beheizt. Dies stellt ein Element des Nomadenlebens dar. Die Familie und Gästen setzten sich um das Mangal und hier wurde in speziellen Tassen (Jibrik) Kaffee gekocht.

Unter den Exponaten befinden sich zwei Kessel – Kupferkessel (Kazan). Sie haben nicht nur eine praktische, sondern auch eine symbolische Bedeutung. Denn das Zusammenkommen um den Herd und Kessel gilt unter den türkischen Völkern als Symbol der Brüderlichkeit und Verwandtschaft. Daher wurden solche künstlerischen Kessel nur von guten Handwerkern hergestellt.

Die Waffensammlung ist auch interessant: Lederschild, Pfeile, Jagdhorn, Schwert (Yatagan), Helm (Shishak).

Eines der interessantesten Exponate mit einer tiefen und schönen Geschichte ist eine hölzerne Wiege (Beshik), die in einem Frauenzimmer stand. Alle Teile der Wiege sind mit Holznägeln verstärkt. Sie ist mit einem Aberglauben verbunden: Ein Sarg wurde normalerweise mit Eisennägeln befestigt, deswegen sollten sie nicht an einer Wiege verwendet werden.

Es war nicht erlaubt, eine leere Wiege zu schwingen – ein Aberglaube von Krimtataren, Kumanen und Türken. Wiegen wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Es war eine große Ehre, die Wiege von den Großeltern in der Familie zu behalten. Normalerweise stand die Wiege auf den Schaukeln, in der Mitte gab es im Boden eine Öffnung, in der ein Lehmbecher eingestellt wurde. Außerdem befand sich eine Öffnung in der Matratze, sodass das Kind trocken blieb. Damit das Baby sich nicht zu viel bewegte, wurde es mit speziellen Bandagen an der Wiege befestigt und die Beine separat eingewickelt.

Die heutigen Karäer benutzen keine Beshik-Wiege mehr, so dass wir eine solche Wiege jetzt nur noch in einem Museum finden können. Dies wurde natürlich durch unterschiedliche Lebensweisen der Menschen im 20. und 21. Jahrhundert beeinflusst. Populär wurden unterschiedliche moderne Wiegen: Kinderbetten, Kinderwagen, und von der Wiege der Großeltern wird kein Wort mehr erwähnt.

Die Verewigung des Gedenkens an Professor Haddschi Seraja Chan Shapshal

Am 28. Dezember 2011 wurde am Gebäude des heutigen Schapschal-Karäermuseums eine Gedenktafel enthüllt. Diese Gedenktafel dient dem Gedenken des weltberühmten Orientalisten- und Gründers des Karäer-Museums – Dr. Haddschi Seraja Chan Shapshal.


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