Die Inseln von Karvinė, Karaimka oder Kopūstinė (Kuhinsel, karäische Insel oder Kohlinsel)

Karaimų Str. Trakai
Galvės See
GPS: 54.64963, 24.93323


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In der Nähe der Burg der Insel Trakai liegt die Insel mit dem Namen Karvinė, Karaimka oder Kopūstinė, die durch Brücken mit der Stadt und der Burg verbunden ist. Dieses Gebiet hat aufgrund seiner unverwechselbaren und einzigartigen Geschichten sogar drei verschiedene Namen. Der Name Karvinė (Kuhinsel) verrät beispielsweise, dass hier früher eine Weide war und die Karäer hier Kühe weideten. Die Bewohner konnten sehen, wie die Kühe und Pferde über den See schwimmten und sich Ziegen in Booten befanden.

Der zweite Name Karaimka (karäische Insel) erinnert uns daran, dass zur Zeit von Vytautas die Karäer hier die Burg der Insel Trakai bewachten. Aufgrund dieser Geschichte kann man sagen, dass diese Insel eine Art Burgfestung war. Es gibt jedoch keine Informationen über die Gebäude auf der Insel – es ist nur bekannt, dass das Herrenhaus auf der Insel 1520 von Ivan Sapiega gekauft wurde. Er war auch der Eigentümer der nahe liegenden Insel Bažnytėlė (Kleine Kirche).

Der dritte Name Kopūstinė (Kohlinsel), stammt von den Karäern, die dort so erfolgreich Kohl anbauten. Da die Karäer im Gemüseanbau besonders talentiert waren, scheuten sie sich nicht, es in ihrer Küche zu verwenden. Besonders liebten sie Kohl, der als Zutat in verschiedenen karäischen Gerichten verwendet wurde. Zum Beispiel wird zu Kybyn fein gehackter frischer Kohl hinzugefügt, um das Gericht saftiger zu machen. Und bekanntlich ist Kybyn (in der karäischen Sprache „kybyn“, Plural „kybynlar“; auf Litauisch – kibinai) eines der berühmtesten Gerichte der karäischen Kultur auf der ganzen Welt.

Aber die karäische Küche beschränkt sich nicht nur auf Kybyn – sie ist auch reich an frischer Sauerkrautsuppe, Kuchen, Kohlpasteten, Eintöpfen, Salaten und natürlich Kubete – einem fettigem Gebäck mit Fleischfüllung. Diese Füllung wird meist aus Fisch oder Hackfleisch mit Gemüse hergestellt. Die Oberseite des Gebäcks ist mit Brühe übergossen und für das Innere wird als Fleischfüllung häufig Rind- oder Lammfleisch verwendet, das zusätzlich mit Gemüse und Kräutern gewürzt wird. Sie werden definitiv kein Schweinefleisch hier finden, weil die Karäer es nicht essen.

In der karäischen Küche finden Sie auch Kartoffelgerichte, wie zum Beispiel Biok – so nennt man gebratenes Kartoffelpüree. Das Gericht wird ähnlich wie die litauischen Kugelis gebacken, nur fettes Rindfleisch oder in kleine Stücke geschnittenes Lamm wird in die Kartoffelreibe eingegeben.

Tatsächlich haben die litauische und karäische Küche eine Reihe von Ähnlichkeiten – in unserer Kultur essen wir Zeppeline und Karäer essen Kopt. Das sind Knödel aus Kartoffelpüree. Die dicke Suppe wird aus Rinder- oder Lammknochen gekocht, dazu kommen Graupen und Bohnen oder viel Karotten. Wenn die Suppe fast gar ist, werden die grünen Kartoffeln gerieben, fein gehacktes Lamm- oder Rindfleisch zugegeben, Knödel zubereiten und in die Suppe geworfen. Die gekochte Suppe wird zum Backen weiter in den Ofen gestellt.

Und wir werden sicherlich nicht lügen, wenn wir sagen, dass die Karäer seit altem für ihre Gastfreundschaft bekannt sind. Sie haben eine große und aufrichtige Gastfreundschaft, so dass es sogar Legenden darüber gibt.

Eine der Legenden erzählt von der Festung Chufut Kale bei Bachchisaray, von der die ersten Karäer nach Litauen kamen. Die Legende besagt, dass die Stadtbewohner beschlossen haben, als die Festung von einem Feind umgeben war, nicht mit Waffen, sondern mit Gastfreundschaft zu kämpfen. Die Frauen bereiteten viel Essen vor, die Ältesten öffneten die Tore zur Festung und luden die müden und hungrigen Feinde ein. Die feindlichen Soldaten erkannten, dass sie die Menschen, die ihnen nicht mit einer Waffe, sondern mit Brot und Salz begegnete, nicht angreifen können.

Mit Legenden sind nicht nur die Gastfreundschaft der Karäer, sondern auch die Feinheit der Speisen umgeben. Es wird gesagt, dass der muslimische Geistliche, nachdem er den karäischen Eintopf probiert hatte, vor Bewunderung seine Worte verloren hatte. So entstand Imam Baildy – ein Auberginen-Tomaten-Eintopf. Auf Deutsch würde dies so was Ähnliches wie „berauschter Imam“ bedeuten.

Es ist erwähnenswert, dass jeden Sommer im August auf der Kohlinsel Kermošius (Handelsmesse) und das Kräuterfest Mariä Himmelfahrt stattfinden. Hier pflegt man die alten Festtraditionen, die bei Besuchern aus Litauen und aus dem Ausland auf großes Interesse stoßen. Während der Feier werden die Teilnehmer und Gäste mit der Kohlsuppe Gaspadinės kopūstienė verwöhnt.


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